Heute mache ich alles anders als sonst.

oder "Wie mache ich mich selbst unglücklich".

 

Vor Kurzem habe ich an einem gemütlichen Workshop mit sehr interessanten Menschen teilgenommen, bei dem es darum ging, eine riesengroße, weiße Papiertüte zu "verschönern. Es ist Freitag Nachmittag, der Kopf ist voll von Erlebnissen und Eindrücken der vergangenen Woche und dann soll Frau auf Kommando auch noch kreativ sein :-) Grund genug für mich, ein spontanes Experiment zu starten.Heute mache ich alles anders als sonst. Konkret hieß das: Lineale sind nicht erlaubt, es muss Farbe ins Bild gebracht werden, Schwarz ist absolut tabu, die Vögelchen müssen heute im Nest bleiben und das Erzählen einer Geschichte gilt es zu vermeiden...

 

Das Bild unten zeig einen Ausschnitt vom Gesamtergebnis. Bei jeder Betrachtung entsteht bei mir das Gefühl, das etwas daran "falsch" ist. Warum? Weil es nicht ich bin, weil es nicht mein Stil ist, weil mich das Gezeichnete irgendwie "unglücklich" macht. 

 

Auch wenn ich mich stetig weiter entwickle und Neues ausprobiere, was unterm Strich bleibt, ist mein unverkennbarer Stil. Die Vögelchen als Hauptakteure, die Anordnung der Elemente, eine reduzierte Farbwelt, die exakte Strichführung, die versteckten Details im Bild. 

 

Es fehlen bei dem Bild unten schlichtweg der Stil bez. das Konzept dahinter, das große Ganze, das charakteristisch hinter jedem meiner Motive steht. 

 

Ich glaube, bei der heutigen Flut an Möglichkeiten ist die Gefahr groß, sich zu "verzetteln". Es gibt so viele tolle Sachen und Dinge, die man gerne ausprobieren möchte. Da geht es mir nicht anders. Nur ehe man sich versieht, ist man vom ursprünglichen Weg abgekommen und steuert in eine ganz andere Richtung. Was herauskommt ist oftmals ein Sammelsurium an geschaffenen Dingen. Von einem wiedererkennbaren Stil ist manch einer so weit entfernt, wie das A vom Z. Warum? Weil der Stil dominiert wird von den Vorgaben anderer. Und nicht von der eigenen Persönlichkeit, den eigenen Überzeugungen, Charaktereigenschaften und der ganz individuellen Phantasie. 

 

Was nicht heißen soll, dass jeder damit zwangsläufig "unglücklich" ist, so wie ich über das Freitags-Ergebnis :-) Aber wenn mich jemand nach meiner Meinung fragt, dann gebe ich ihm den Tipp, sich einen roten Faden zu überlegen, ein Konzept, so wie man das klassischerweise bei Projekten eben macht. Das ist sicherlich nicht immer ein einfaches Unterfangen und meist mit viel Herumprobiererei und einem breit gesteckten Zeitrahmen verbunden. Aber ich glaube, langfristig gesehen einfach "zielführender". 

 

Getreu dem Motto: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Ich bleib jedenfalls bei meinen. :-)